Als ich neulich während meiner Pause im Aufenthaltsraum – wie so oft – mit großem Interesse die Zeitung Transport in die Hand genommen habe, musste ich doch ein wenig schmunzeln. Mir war zwar bewusst, dass die Ansichten des Syprolux und seiner Präsidentin oft sehr fantasievoll sind, aber der Inhalt des letzten Leitartikels ist dann doch meilenweit von der Wahrheit entfernt.
Ich lese diese Artikel regelmäßig und denke mir im Allgemeinen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich ihre eigene Meinungsbildung darüber machen sollten – sowohl über das, was wir als OGBL/Landesverband schreiben, als auch über das, was vom Syprolux kommt.
Heute aber juckte es mich in den Fingern – und ich möchte doch ein paar Zeilen über den letzten Leitartikel des Syprolux schreiben.
Zunächst einmal: Zu behaupten, unsere Protestaktion sei bloß „Geschrei“ gewesen und hätte nichts gebracht, ist schlicht falsch. Auch Sie, liebe Frau Bianchy, wissen ganz genau, dass sowohl die Überarbeitung der IG 15 als auch die Diskussionen über das neue Schichtsystem ins Stocken geraten waren.
Nachdem der Personaldirektor seine Informationsversammlungen abgehalten hatte – und auch Sie im Verwaltungsrat keine zufriedenstellenden Antworten bekamen, war es allen Beteiligten vollkommen klar, dass das 8-8-8-System kommen würde.
Wir als OGBL/Landesverband hatten uns daher dazu entschieden, als letzten Versuch gegen die geplante Einführung des 8-8-8-Systems eine Protestaktion zu organisieren, um die Entscheidung noch zu kippen. Erinnern Sie sich? Wir saßen sogar gemeinsam in der Rue de Strasbourg bei Kaffee und Kuchen und haben bereits über das gemeinsame Plakat gesprochen.
Letztendlich haben Sie zusammen mit Ihren Mitgliedern anders entschieden und sich als Syprolux nicht an der Protestaktion beteiligt – was natürlich Ihr gutes Recht ist. Ich bedaure diese Entscheidung noch immer, denn ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam mehr erreicht hätten.
Aber gut – Sie haben sich lieber mit der Direktion zusammengesetzt und ein Memorandum of Understanding erstellt. Dieses „Memorandum“ besteht allerdings zum größten Teil aus Punkten, die ohnehin bereits entschieden waren. Im Grunde war es eher eine Zusammenfassung von Dossiers, die ins Stocken geraten waren.
Was jedoch verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass es ohne unsere Protestaktion zu keiner Änderung im von der Direktion geplanten Schichtsystem gekommen wäre – das 8-8-8-System wäre mit 100 % Sicherheit eingeführt worden. Durch unseren Druck kam auch das Dossier IG 15 betreffend den Bereitschaftsdienst, endlich wieder ins Rollen – mit Punkten, die beide Gewerkschaften über Jahre hinweg gemeinsam erarbeitet hatten, wo sich aber besonders am Anfang der Landesverband dafür starkmachte, dass die Arbeitsbedingungen endlich klar geregelt werden müssten.
Zur Krönung des Ganzen musste ich dann noch lesen, dass die Zentraldelegation angeblich die „Prime opérationnelle“ angenommen habe. Da bin ich aber gespannt, wenn Sie mir beim nächsten Kaffee die bei der Sitzung angenommenen Unterlagen zeigen könnten ! Soweit ich informiert bin, hat es zu diesem Punkt keine Abstimmung gegeben, es sei denn, alle meine Kollegen wären abwesend gewesen.
Die „Prime opérationnelle“ war nämlich schon eingeführt und wurde auch bereits ausbezahlt, bevor in der regulären Sitzung der Zentraldelegation am 3. Oktober überhaupt darüber diskutiert wurde, da die Direktion enormen Druck ausgeübt hatte, um die Prämie noch während des Sommers einführen zu können, notfalls auch ohne die Zustimmung der Gewerkschaften. Wir haben alle unser Äußerstes gegeben, um doch noch etwaige Bedenken und Probleme vor der Einführung zu lösen, am Ende wurden wir dennoch überrumpelt. Die Direktion der CFL war sich dessen bewusst und wir werden wohl noch ein paar Monate damit verbringen, alle Ungereimtheiten und Fehler im Nachhinein zu lösen und zu verbessern. So sieht eine gute Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Betriebsführung nun einmal nicht aus. Ich erinnere hier nur daran, dass die Betriebsführung schon Ende Juli diese Prämie großformatig im „Inside“ angekündigt hatte, während dieselbe Betriebsführung buchstäblich ein paar Stunden vor der Veröffentlichung dieser Meldung den Gewerkschaften gegenüber zugegeben hatte, dass noch kein Plan zur Verteilung oder eine etwaige Liste der betroffenen Berufskategorien vorläge.
Wir können das gerne in einem ruhigen Gespräch durchgehen und alles noch einmal Revue passieren lassen. Ich bin überzeugt, wir werden uns einig sein, dass – entgegen Ihrer Darstellung – nicht jede kleine Änderung oder Neuerung von Ihrer Gewerkschaft stammt. Nehmen Sie das bitte als freundliche Einladung.
Wie gesagt: Manchmal sollte man einfach die Kirche im Dorf lassen.
Arlé David
Vice-président
Syndicat Chemins de fer FNCTTFEL/Landesverband