Allerdings wäre es sinnvoll, stillgelegte Strecken oder solche, die zurzeit nur für den Gütertransport genutzt werden, wieder für den Personentransport zu eröffnen. Dies gilt u. a. für die Strecke Ettelbrück – Bissen, die noch für Güterzüge benutzt wird. Diese Strecke würde, sollte sie wieder für den Personentransport eröffnet werden, eine bequeme Transversale zwischen Bissen-Ettelbrück und Diekirch darstellen, was sicherlich im Interesse der künftigen Nordstadt wäre.
Abgesehen vom Infrastrukturausbau und der Anschaffung von neuem Zugmaterial, scheinen die Verantwortlichen bei den CFL vergessen zu haben, dass genügend, gut ausgebildetes, und zufriedenes Personal das zentrale Element ist, um einen sicheren und attraktiven öffentlichen Transport zu bewerkstelligen. Die CFL haben zunehmend Schwierigkeiten, das notwendige Personal, für verschiedene Eisenbahnberufe zu rekrutieren. Ein anderes Phänomen, was es früher nicht gab, besteht darin, dass immer mehr Eisenbahner kündigen, um woanders eine Beschäftigung aufzunehmen. Dies kommt daher, dass verschiedene Eisenbahnberufe, wegen der Entlohnung und der Arbeitsbedingungen unattraktiv geworden sind. Aus vorgenannten Gründen hat der OGBL-Landesverband der Generaldirektion angeboten, im Sozialdialog, über Lösungen zu verhandeln. Dies, um die Zufriedenheit innerhalb der Belegschaft zu steigern und um die Attraktivität der CFL als Arbeitgeber zu verbessern. Leider haben die CFL einem solchen Begehren nicht stattgegeben. Es wäre meiner Ansicht nach auch geboten, dass die paritätische Kommission bei den CFL zusammentritt, um verschiedene Änderungen am Statut des Eisenbahners zu diskutieren, die sich aufgrund von Verbesserungen bei den Gehältern der Staatsfunktionäre aufdrängen.
Unchristliche Allianzen
Leider hat die CFL-Generaldirektion dem Begehren des OGBL-Landesverbandes nicht stattgegeben. Aus vorgenannten Gründen sah sich der OGBL-Landesverband gezwungen, am 11. Juni eine erfolgreiche Protestaktion zu organisieren. Da die CFL-Oberen sich weiterhin weigern um über die Missstände seriöse Gespräche zu führen, wird sich möglicherweise eine weitere Aktion aufdrängen. Die Haltung der CFL-Generaldirektion gegenüber dem Landesverband ist eigentlich schwer verständlich, da der Landesverband während Jahrzehnten, mit seiner Öffentlichkeitsarbeit und verschiedenen Aktionen, mehr zum Erhalt einer leistungsfähigen Eisenbahn beigetragen hat als alle Direktionen zusammen. In dem Zusammenhang möchten wir u. a. an die Aktionen zum Erhalt, zur Modernisierung und Elektrifizierung der Nordstrecke erinnern. Dank des Landesverbandes konnte auch verhindert werden, dass die CFL in eine Vielzahl von Filialen aufgesplittet wurde..
Während die Eisenbahner des OGBL-Landesverbandes manifestierten, bemühte sich die CFL-Generaldirektion mit dem Syprolux eine Übereinkunft auszuhandeln, die aber keineswegs den Erwartungen der Eisenbahner entspricht. Es stellt sich hier auch die Frage, warum der Syprolux, diesen Alleingang vollzog, anstatt die Einheit der Eisenbahner/innen zu stärken. Vielleicht ist diese Handlungsweise mit der Geschichte der christlichen Gewerkschaft verbunden. Der Syprolux wurde 1922 gegründet, um die Eisenbahner zu spalten, ein Jahr nachdem der Landesverband das Eisenbahnerstatut erkämpft hatte. Auch beim Eisenbahnerstreik 1949 und bei der Nordstreckenmanifestation 1980 glänzte der Syprolux mit Abwesenheit. In der Zwischenzeit gab es gemeinsame Aktionen zwischen dem Landesverband und dem Syprolux. Allerdings scheint die christliche Gewerkschaft wieder zu ihren Ursprüngen zurückgefunden zu haben. In all den Jahren, in denen ich der Zentraldelegation bei der Eisenbahn angehörte, habe ich nie vernommen, dass die christlichen Kollegen eine echt christliche Forderung gestellt hätten. So etwa um eine Freistellung von der Arbeit zu erhalten, um die Sonntagsmesse zu besuchen. Sie haben sich jeweils den Forderungen des Landesverbandes, um etwa höhere Prämien und bessere Arbeitsbedingungen, angeschlossen.
An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass auch andere öffentliche Betriebe, so u. a. die kommunalen Busbetriebe und das Gesundheitswesen, mit Personalmangel und Rekrutierungsschwierigkeiten konfrontiert sind. Für die politischen Entscheidungsträger scheinen nur die Personalprobleme bei der öffentlichen Macht zu existieren. Dabei sollten allerdings gute soziale und öffentliche Dienstleistungen Priorität genießen.
In Bezug auf Eisenbahn hoffen wir, dass die Generaldirektion sich wieder auf einen seriösen und respektvollen Sozialdialog zurückbesinnt und dass beim Syprolux die Erkenntnis sich wieder durchsetzt, dass man gemeinsam mehr erreichen kann.
Nico Wennmacher
Ehrenpräsident
FNCTTFEL-Landesverband